SPD Löchgau-Freudental

Bietigheimer Zeitung, Donnerstag, 22.10.2015

Das Wort hat …

Günter Krähling, SPD-Fraktion Bietigheim-Bissingen

Bietigheim-Bissingen

Willkommen – die Sportvereine sind dabei

Es war abzusehen, kam dann aber in dieser Plötzlichkeit doch überraschend: Flüchtlinge sind jetzt auch in Bietigheim-Bissingen angekommen. Neben vielen anderen Bürgerinnen und Bürgern helfen auch die Sportvereine bei der Integration der Flüchtlinge mit.

Zur vorläufigen Unterbringung werden dem Kreis Ludwigsburg aus den Landeserstaufnahmestellen Flüchtlinge zugewiesen, die in Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen sind. Um für 200 und mehr Menschen kurzfristig Wohn- und Schlafraum in unserer Stadt zu schaffen, sind Sporthallen in der Regel die einzige Möglichkeit – genutzt werden aktuell die Sporthalle des Berufsschulzentrums und das Liederkranzhaus.

In Zusammenarbeit zwischen Sportamt und Vereinen wurden in den letzten Tagen Lösungen gesucht: Vereine verzichten, schränken sich ein, rücken zusammen und helfen sich auch gegenseitig. Von freudiger Zustimmung bei Schulen und Vereinen angesichts der neuen Situation zu sprechen wäre sicher übertrieben, schließlich ist die Hallensituation ohnehin schon angespannt. Die Hauptkritik der Vereine und auch anderer Organisationen bezieht sich auf die Kurzfristigkeit der Maßnahmen seitens des Landratsamts – Ankündigungen mit nur drei Stunden Vorlauf müssen dazu führen, dass Sportlerinnen und Sportler nicht informiert werden können, vor geschlossenen Hallen stehen und darüber ihren Unmut äußern.

Nicht nur beim gemeinsamen Fußballspielen, sondern auch, je nach Interesse, bei anderen Sportarten begegnen sich Mitglieder der Bietigheimer Sportvereine und Flüchtlinge. Junge Erwachsene treiben Leichtathletik oder spielen Handball, Kinder kommen beim gemeinsamen Turnen und Spielen in Kontakt mit Gleichaltrigen. Gespräche wurden geführt, Prozesse zur Aufnahme der Flüchtlinge in den Sportgruppen definiert – jetzt werden diese ganzen Ansätze durch die anderweitige Nutzung der Sporthallen erschwert.

Die Entscheidungen zur Flüchtlingspolitik im Allgemeinen werden nicht in der Kommune getroffen – wir müssen uns aber mit den Konsequenzen beschäftigen. Und das heißt für mich: Menschen, die in der Regel aus einer Notlage heraus keine andere Möglichkeit sehen, als ihr Land zu verlassen, sollten wir bei uns willkommen heißen. Sicher bereitet das eine Vielzahl von Problemen, die Nutzung von Sporthallen ist nur eins davon. Aber all diese organisatorischen Herausforderungen in den Griff zu bekommen, sollte gerade in einem Land wie Baden-Württemberg wohl machbar sein. Alle Einschränkungen, die dies bedeutet, sollte jeder Einzelne am Maßstab der Gefahr für Leib und Leben messen, der die Flüchtlinge in ihrer Heimat und auf der Flucht ausgesetzt sind.

Unser Hauptproblem ist die Angst vor dem Unbekannten, ob persönlich empfunden oder herbeigeredet. Dieser Angst kann nur durch gelebtes Miteinander begegnet werden – zahlreiche engagierte Bürgerinnen und Bürgern beweisen täglich, dass jeder, dass wir alle dies schaffen können.

An dieser Stelle kommen im Wechsel die Fraktionen im Bietigheimer Gemeinderat zu Wort. Für den Inhalt sind ausschließlich die Fraktionen verantwortlich.